Auszug aus der Festschrift anläßlich des 10-jährigen Jubiläums, damals noch Gymnastikabteilung des Kultur- und Sportvereins Bingenheim (heute: Turngemeinschaft 1969 Bingenheim)
"Rückblick" Der Turnverein "Teutonia" Bingenheim, der im Jahre 1908 gegründet wurde, war für die jungen Männer die Heimat zu sportlicher Betätigung. im heutigen Sprachgebrauch ist der Begriff "Turnen" zu Unrecht weitgehend auf die Sparte Geräteturnen eingeengt. Nach der Sinngebung ihrer Begründer umfaßt die Turnbewegung jedoch alle Leibesübungen, die als Mittel zur Ausbildung der "körperlichen und geistigen Kräfte" geeignet sind. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts war es Friedrich Ludwig Jahn, der neben der Einführung des Namens "Turnen" für die Form der Leibesübungen auch die praktischen Grundlagen dafür entwickelte. Neben dem Geräteturnen und der Gymnastik (Freiübungen) gehörte auch das sogenannte Volksturnen (Leichtathletik) zum Betätigungsfeld heimischer Turner. Interessen der standespolitischen Zugehörigkeit führten dazu, daß in den Jahren 1918 - 1920 ein "Arbeiterturnverein" gegründet wurde, der jedoch Anfang der dreißiger Jahre nicht mehr existierte. 1920 konnte Teutonia eine Fahne erwerben, die die Aufschrift "Frisch - Fromm - Fröhlich - Frei" trägt. Die vier "F" versinnbildlichen bis zum heutigen Tage die Haltung der Turnbewegung und bestehen seit 1836. Die Fahne (Banner) befindet sich im Besitz des KSV. (Heute: im Besitz der "Turngemeinschaft 1969 Bingenheim") Im Jahre der Gründung des Sportvereins hatte die "Teutonia" 40 Mitglieder, wovon 15 Turner mittwochs beim Turnen aktiv waren. Bis zum Ausbruch des Krieges standen dem Verein folgende Vorsitzende vor. Hermann Aff 1908 - 1917 Otto Reichhardt 1918 - 1920 Heinrich Pflüger 1921 - 1923 Wilhelm Lehr 1924 - 1925 Heinrich Klein 1926 - 1940 Im Frühjahr des Jahres 1934 schlossen sich in Bingenheim der Sportverein und der Turnverein zusammen. Der Verein trug die Bezeichnung "TV Teutonia Bingenheim" und war im Deutschen Fußball-Bund e.V. organisiert, dieser wiederum gehörte dem Deutschen Reichsbund für Leibesübungen an. Bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde weiter geturnt und Fußball gespielt. Dieser verhängnisvolle Krieg legte der sportlichen Betätigung auch in Bingenheim Einschränkungen auf und brachte schließlich das Einstellen mit sich. Immer mehr Aktive wurden zu den Waffen gerufen oder zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. Wie andernorts auch, so riß dieser Krieg tiefe Wunden und hinterließ große Lücken bei denen, die einmal den Turn- und Sportverein darstellten. Jegliches Vereinsleben - nicht nur bei den Sportlern - kam zum Erliegen.
Jedoch bereits 1945 nach Beendigung des unbarmherzigen Krieges fanden sich einige Männer bereit, eine neue Mannschaft zu stellen, um mit den Nachbarorten Staden und Leidhecken ein Fußballderby zu veranstalten. Man nannte sich erst KSG und später dann KSV, blieb nur dem Fußball treu, während das Turnen weiterhin völlig brach lag. Erst der Initiative von Frau Loni Zorn war es zu verdanken, daß die Gründung der weiblichen Gymnastikgruppe zustande kam. In erster Linie ist es ihr Verdienst, daß sich unsere Gymnastikgruppe seit nunmehr zehn Jahren voll in das Vereinsleben unserer Gemeinde eingefügt hat.
Am 3. Mai 1969 waren 43 Frauen und Mädchen in der Schule zusammengekommen, um mit viel Interesse und Begeisterung die Gymnastikgruppe zu gründen, die heute im Jubiläumsjahr 72 Mitglieder hat. Zur 1. Vorsitzenden wurde Frau Loni Zorn gewählt, die dieses Amt bis 1999 ausübte. Ferner fungierten im 1. Vorstand unseres Vereins die Frauen Loni Blaschke, Rosi Böcher, Edeltraud Ferlesch, Brunhild Gunderloch, Sigrid Pipp, Marlies Repp und Erika Stephan. Es wurde als sinnvoll angesehen, sich als selbständige Abteilung dem KSV Bingenheim anzuschließen. Wir wissen, daß 10 Jahre im Bestehen eines Vereines keine allzu lange Zeit darstellen und an sich zu keinem Jubiläum berechtigen. Dennoch sind wir stolz und glücklich, allen Zeiterscheiniungen zum Trotz, dieses Jahrzehnt überstanden zu haben. Ein wenig Idealismus und ein wenig gesundheitsbewußtes Lebensinteresse sollten einen noch größen Teil unserer Mädchen und Frauen dazu bewegen, sich einmal in der Woche Bewegung durch turnerische Übungen zu verschaffen. Unsere Gruppe kennzeichnet nicht nur der gymnastische Aspekt, sie hat auch gleichzeitig kommunikativen Charakter. Einer seelischen Vereinsamung kann man aus dem Wege gehen, wenn man sich in einer Gruppe Gleichgesinnter befindet. So, wie viele Vereine in einem Auf- und Abwärtstrend manchmal um ein Fortbestehen zu bangen haben, traf dies auch auf unsere Gruppe zu. Von den Gründungsmitgliedern kamen nach relativ kurzer Zeit nur noch wenige in die Übungsstunden. Diese "Handvoll" unverdrossener Frauen und Mädchen brachte die Gruppe kontinuierlich aus ihrem Tief heraus. Nicht zuletzt war dies auch ein Verdienst der Übungsleiterin, Frau Erika von der Heid, die sogar in den Wintermonaten bei Nebel und Glatteis nie versäumte, die Übungsstunden abzuhalten. Parallel zum Fitnesstraining wurden auch gymnastische Übungen einstudiert. So war unsere Gruppe oft bei anderen Vereinen zu Gast, um mit kreativen Darbietungen einen Abend mitzugestalten. Genauso engagiert arbeiten wir auf gemeindlich-sozialer Ebene. Da es unter den Frauen und Mädchen Bingenheims, bedingt durch das Fehlen einer Schwimmgelegenheit so gut wie keine Schwimmerinnen gab, nahm sich die Gymnastikabteilung auch dieses Mißstandes an. Es wurden wöchtenliche Fahrten zum Hallenbad engagiert. Alle 35 Teilnehmirinnen haben, trotz teilweise fortgeschrittenen Alters, das Schwimmen erlernt. Jedes Jahr am 6. Dezember schlagen die Herzen der Kinder höher, wenn ihnen unser Nikolaus die gefüllten Tüten an der Haustür überreicht. Es ist auch schon zur Tradition geworden, für die Kinder alljährlich einen Maskenball abzuhalten. (Beide Veranstaltungen werden heute vom Kultur- und Carnevalclub Bingenheim durchgeführt) Bei den Altenfeiern wurden wir bisher für unsere Darbietungen mit viel Beifall belohnt. Gerade die älteren Menschen empfinden am meisten, wie schön es ist, noch gesund und elastisch zu sein. Seit Anfang dieses Jahres (1979) bieten wir auch älteren Frauen in unserer "Seniorengruppe" (heute: 50plus) Gelegenheit, ihren Körper durch Gymnastik fit zu halten. Denn gesund und elastisch kann man sich erhalten, wenn man regelmässig auf dem sportlichen Sektor etwas für sich tut. Darum sprechen wir an dieser Stelle alle Frauen und Mädchen an, sich uns aktiv anzuschließen und "FRISCH - FROMM - FRÖHLICH - FREI" in unseren Reihen mitzuturnen."
Bingenheim im Juni 1979
Grußwort der Festpräsidentin Loni Zorn anläßlich des 10-jährigen Jubiläums
Kaum waren wir ins Leben gerufen, da sagte man unser baldiges Ableben voraus. Heute, 10 Jahre danach, leben wir noch immer und sind quicklebendiger als je zuvor. Dieses Jahrzehnt des zähen, zielstrebigen Aufbaues unserer Gymnastikabteilung wollen wir heute mit Ihnen feiern. Dazu heißen wir Sie alle aus nah und fern sehr herzlich willkommen. Wir hoffen, Ihnen ein paar schöne Stunden bereiten zu können und wollen Ihnen mit Darbietungen aus der eigenen Abteilung, aber auch von Gastvereinen zeigen, wie schön Frauensport sein kann. Heinrich Heine, unser großer deutscher Dichter aus dem letzten Jahrhundert schrieb in einem seiner Werke: "Das Leben ist Recht." Dieses Recht beinhaltet aber auch die Pflicht zur Gesunderhaltung unseres Körpers und unseres Geistes, zum Nutzen unserer Kinder, unserer Männer und unserer Familien. Unserem Verein werden heute sicherlich viele Wünsche dargeboten. Ich fasse meine Wünsche schlicht und einfach zusammen: Möge ein gutes Schicksal Sie alle erfüllen! In diese Wünsche schließe ich Ihre Familien gleichermaßen mit ein. Vor allen Dingen möge Ihnen Gesundheit und damit das höchste Glück auch weiterhin beschieden sein. Dieses Fest gibt mir guten und willkommenen Anlaß, allen Mitgliedern, besonders den Aktiven, die regelmäßig unsere Übungsstunden besuchen, zu danken. Unser Dank gilt aber auch den vielen freiwilligen Helfern, ohne die wir ein solches Fest nicht durchführen könnten. Ich bin sicher, daß unsere Gymnastikabteilung auch das nächste Jahrzehnt weiteren Aufschwung nimmt in der Liebe zum Sport, im Sinn für Treue sowie gegenseitiger Achtung und Kameradschaft. Loni Zorn, 1. Vorsitzende im Juni 1979
Der Vorstand im Jubiläumsjahr 1979:
Mitglieder, die sich im Vorstand betätigt haben bzw. heute noch ein Amt begleiten: